Prix Kunstverein 2020

Jeanne Jacob

Der Kunstverein Biel verleiht dieses Jahr den Prix Kunstverein an die Künstlerin Jeanne Jacob (*1994, CH) und setzt damit sein Engagement zur Förderung des regionalen Kunstschaffens fort. Die Jury setzt sich aus Mitgliedern des Vorstandes des Kunstvereins zusammen und ehrt mit dem Förderpreis jährlich eine vielversprechende und eigenständige Position aus Biel und Umgebung. Neben dem Preisgeld erhält Jeanne Jacob die Möglichkeit, im Rahmen der Cantonale Berne Jura im Kunsthaus Pasquart den aktuellsten Stand ihres künstlerischen Schaffens zu präsentieren.

Jeanne Jacobs künstlerisches Schaffen umfasst hauptsächlich Malerei, Performance und Zeichnung. Ihre Arbeit ist geprägt von ihrem aktiven, politischen Engagement und dem Leben in Kollektiven und ist inspiriert von queer-feministischen Theorien sowie zeitgenössische Soziologie. Sie arbeitet regelmässig in Kooperation mit anderen Kunstschaffenden. Jacob malt Menschen und Körper, die alleine bez. zu zweit oder in kleinen Gruppen in einer alltäglichen Selbstverständlichkeit eingefangen sind. Häufig von einer unschuldig dargestellten Natur umgeben und geschützt, füllen die Figuren die Bildfläche, so dass eine unmittelbare Vertrautheit mit der betrachtenden Person geschafft wird. Sinnlich und intim, zärtlich und unzähmbar, komisch und verletzlich, befinden sie sich in einer Art Schwebezustand, in dem Ideale unterlaufen werden und Widersprüche möglich sind. Um die Bilder wirken zu lassen, muss man sich von der eckigen Schönheit der Figuren, der Ehrlichkeit ihrer Körper und deren Erinnerungen durchdringen lassen.

Jeanne Jacob ist 1994 in Neuenburg geboren; sie lebt und arbeitet in Biel. Nach dem Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Biel (2014) hat sie ihren Bachelor of Fine Art an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern absolviert, wo sie für ihre Diplomarbeit (2019) mit dem Förderpreis der Zeugindesign-Stiftung ausgezeichnet wurde. Jeanne Jacob stellte an verschiedenen Pornofestivals aus: an der «Lust Art» des Luststreifen in Basel und am queerfeministischen Pornofestival Schamlos! in Bern. Im Februar 2020 präsentierte sie im Rahmen von the Queer Archive in der Breeder Gallery in Athen eine Soloausstellung mit dem Titel «Looking for Love», in welcher sie romantische Vorlieben und Standards thematisierte. Im Sommer 2020 wurde Jeanne Jacob eingeladen, in der Aussstellung Kaléidoscope auf ausgewählte Werke aus der Kunsthaus-Sammlung Pasquart zu reagieren. Mit Mirjam Ayla Zürcher bereitet sie ihr nächstes Projekt als Duo vor: «J’ai des privilèges, donc je peux» eine Installation mit Text und Video, welches bis am 13. Dezember 2020 in der Kunsthalle Luzern zu sehen sein wird.

Jeanne Jacob / Prix Kunstverein 2020

The kiss, Öl auf Leinwand, 180×140 cm, 2019